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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 353 mal aufgerufen
 Palästinaonline-Forum
Al Andalus Offline

Senior


Beiträge: 126

06.01.2003 22:03
Terrorismus Waffe der Schwachen Antworten

Auszüge aus einem Interview des «Spiegel» mit Chalmers Johnson, Politikwissenschafter an der Universität Berkeley, während des kalten Krieges Berater des CIA.

Spiegel: War das, was in New York und Washington passierte, der «Clash of Civilizations»?

Johnson: Nein, das glaube ich nicht. Es war wohl eher das, was ich in meinem Buch «Blowback» beschrieben habe, in dem es um die Folgen der amerikanischen Empire-Politik geht. Terrorismus ist die Waffe der Schwachen.

Trauen Sie sich schon ein erstes Resumée zu?

Das Problem ist, dass eine ganze Reihe von Völkern uns Amerikaner von ganzem Herzen hassen und dass sie ein Motiv haben, Ungeheuerlichkeiten gegen Amerika zu begehen. Die USA dehnen ihre Macht bis in den letzten Winkel der Erde aus und zwingen den entlegenen Völkern ihr Wirtschaftssystem auf. Ohne Rücksicht auf Schäden, die sie damit anrichten. Selbst unsere Bündnisstaaten aus den Zeiten des kalten Krieges behandeln wir noch immer wie Protektorate. [...]

Was ist jetzt die Aufgabe der Politik?

Wir sollten mit den Provokationen aufhören, und wir sollten uns aus Staaten wie Saudi-Arabien zurückziehen. Unsere Streitkräfte haben 65 grosse Stützpunkte in anderen Ländern. Das ist doch auch eine Form von Imperialismus.

Die Regierung in Washington sagt, sie erfülle damit internationale Verpflichtungen.

Nein, die Vereinigten Staaten sind unzuverlässig gegenüber internationalen Verträgen, gegenüber den Vereinten Nationen, selbst gegenüber der Rassismusfrage, wie sich wieder auf der Konferenz von Durban gezeigt hat. Die Welt bietet den unterdrückten Völkern zurzeit nicht viel Hoffnung. Und es ist die Hoffnungslosigkeit, die Menschen zu solch fanatischen Handlungen wie in New York treibt. [...]

Wird sich Amerika militärisch einigeln?

Ich weiss nicht. Aber unsere Regierung ist fanatisch, sie ist versessen auf Raketen, auf die Dämonisierung von China und Nordkorea. Sie muss endlich zu mehr Rationalität in der Politik zurückfinden.

Glauben Sie auch, dass bin Laden für die Attentate verantwortlich ist?

Kann sein, aber bedenken Sie, dass die Vereinigten Staaten allein auf Okinawa immerhin 38 Militärbasen haben &endash; was nicht heisst, dass ich Okinawa verdächtige. [...]

Ich fürchte, die amerikanische Öffentlichkeit wird aus dieser Katastrophe die falschen Schlüsse ziehen.

Welche Schlüsse?

Sie wird eine Militarisierung des öffentlichen Lebens verlangen. Sie wird von der Politik erwarten, dass sie noch mehr Gewalt gegen Leute anwendet, die uns hassen und die wegen unserer globalen Hegemonialpolitik nicht selten Grund haben, uns zu hassen. Wir sollten uns fragen: Wo müssen wir denn wirklich militärisch präsent sein auf der Welt? Können wir uns nicht bemühen, weniger Leuten auf der Welt einen Grund zu geben, wütend auf uns zu sein? [...]

Brauchen wir nicht auch mehr internationale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus?

Ja, aber wir brauchen nicht mehr Polizei und mehr Nato-Einsätze. Was wir dringend brauchen, das ist mehr gute Diplomatie.

Quelle: Der Spiegel vom 15.9.2001

Al Andalus
http//www.zeit-fragen.ch

satan Offline

Senior Mitglied


Beiträge: 511

07.01.2003 00:42
#2 RE:Terrorismus Waffe der Schwachen Antworten

Chalmers Johnson, Professor für politische Wissenschaften an der
Universität Berkeley, analysiert die Lage seines Landes und kommt zu dem
Ergebnis, daß Amerika den Status einer Supermacht nicht mehr lange halten
kann. Die Vereinigten Staaten werden an Machtüberdehnung scheitern, wie es
nach der Analyse des Historikers Paul Kennedy für alle Mächte der Fall
war. Sie werden dasselbe Schicksal wie die implodierende Sowjetunion
erleiden.

Was die politische Wissenschaft als Globalisierung bezeichnet, ist seiner
Ansicht nach nichts anderes als der politische und ökonomische Tatbestand
des Imperialismus. Zehn Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges wird die
amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik vom Pentagon gesteuert, und
dieses Primat der Außenpolitik ist eine im Kern imperialistische Politik,
die versucht, die asiatischen Weltmarktkonkurrenten in die Knie zu
zwingen. Chalmers ist der Meinung, es habe sich ein militärisch-
industrieller Wall Street/Pentagon-Komplex gebildet, der Amerika dazu
treibt, immer öfter die Rolle eines Weltpolizisten zu spielen, der sich
das Recht nimmt, unter Verletzung der Souveränität anderer Staaten überall
nach Belieben einzugreifen. Die Welt soll amerikanische Normen übernehmen.
Dabei sehen sich die Vereinigten Staaten bereits heute außerstande, die
Kosten für ihre Weltpräsenz zu tragen, und nehmen daher immer mehr ihre
Verbündeten in Anspruch. Zudem stehen sie nicht mehr der Sowjetunion,
sondern China als künftiger Weltmacht gegenüber, einem Koloß, den sie
niemals eindämmen können. Dies alles wird auch zunehmend von der
amerikanischen Bevölkerung so gesehen, und der militärisch-industrielle
Komplex ist dabei, sich von deren Interessen abzukoppeln.

Das dabei entstehende autonome System kann nur noch schwer demokratisch
kontrolliert werden. Aus diesen Gründen sieht Chalmers, daß die
Vereinigten Staaten demnächst ihre omnipräsente Weltmachtkontrolle nicht
mehr aufrecht erhalten können, zumal Europa die USA ökonomisch überrunden
wird.

Chalmers Johnson: Ein Imperium verfällt. Wann endet das amerikanische
Jahrhundert? Blessing, München 2000, 320 Seiten, 42,90 Mark


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