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Al Andalus Offline

Senior


Beiträge: 126

08.01.2003 17:51
Das Massaker in Afghanistan haben die Amerikaner zugesehen? Antworten

Gegen erheblichen Druck aus dem US-Aussenministerium zeigte das Erste Deutsche Fernsehen (ARD) den Dokumentarfilm des irischen Autors Jamie Doran.

gk. Mit erheblichem Aufwand versucht die amerikanische Regierung seit langem, die Oberhoheit über die Berichterstattung ihrer Kriegsführung zu behalten. Monatelang hat der mit internationalen Preisen ausgezeichnete irische Dokumentarfilmer, Autor und frühere BBC-Filmemacher Jamie Doran in Eigenregie und eigenem Auftrag in Afghanistan recherchiert und unter extrem gefährlichen Bedingungen erschreckende Kriegsgeschehnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Mehrere dokumentierte Zeugenaussagen und gefilmte Greuelstätten weisen darauf hin, dass Ende November/Anfang Dezember 2001 in der Nähe des inzwischen berüchtigten und völlig überfüllten Gefängnisses von Scheberghan in der Wüste Dasht-i-Leili Tausende kriegsgefangene Taliban zumindest im Beisein amerikanischer Soldaten grausam hingerichtet wurden.

Rumsfeld: «Ich hoffe, dass sie entweder umgebracht oder gefangen werden.»
Nachdem die strategisch wichtige Stadt Masar in die Hände des berüchtigten Warlords der Nordallianz, General Abdul Raschid Dostum, gefallen und kurz danach auch Kabul erobert war, flohen die Taliban in Richtung Süden in die Stadt Kundus. Auch hier wurden sie bald von der Übermacht amerikanischer Luftangriffe und der Nordallianz eingekesselt, mussten sich ergeben oder konnten weiter nach Süden fliehen. In Dorans Interview berichtet der damals verhandlungsführende General Amir Jhan, wie er ein Blutvergiessen bei Kundus verhindern konnte. Im Beisein einiger Nordallianz-Generäle, einiger Engländer und Amerikaner wurde ein Waffenstillstand ausgehandelt. Während aus den USA Rumsfeld drohte: «Ich hoffe, dass sie entweder umgebracht oder gefangengenommen werden», einigte man sich am 21. November, dass sich die gesamten eingekesselten Taliban gegen das Versprechen, am Leben gelassen zu werden, der Nordallianz ergeben. 8000 Kriegsgefangene zählte General Jhan. Etwa 470 von ihnen wurden nach Kalai Janghi überführt. Dort kam es ein paar Tage später zu dem bekannt gewordenen Gefangenenaufstand, als zwei CIA-Agenten al-Kaida-Gefangene «vernahmen». Im oberirdischen Teil dieses Gefangenenlagers war nach dreitägigem Bombardement niemand mehr am Leben. Die Weltöffentlichkeit interessierte sich sodann für den in den Tunneln gefundenen amerikanischen Taliban-Kämpfer John Walker Lind, der dort mit einigen wenigen überlebt hatte. Keine Beachtung fanden hingegen die restlichen Kriegsgefangenen aus Kundus, die offensichtlich ebenso der Rache für diesen Aufstand zum Opfer fielen.

Tausende von Kriegsgefangenen bei brütender Hitze in Lkws eingepfercht
Nach übereinstimmenden Berichten der von Doran gefilmten Augenzeugen waren die Gefangenen zunächst in das Durchgangslager Fort Kalai Zeini gebracht worden, an der Strasse von Masar nach Schiberghan. Anschliessend sollten sie nach Schiberghan gebracht und verhört werden. Eventuell stand dann Guantanamo auf Kuba als nächste Station an. In Kalai Zeini zwang man die Kriegsgefangenen bei brütender Hitze in 25 geschlossene, unbelüftete Lastwagencontainer - etwa 200 Mann wurden in jeden Container gepfercht.

Ein beteiligter afghanischer Soldat berichtet Doran, dass die Kommandeure befahlen, ohne Rücksicht auf Verluste Löcher in die Container zu schiessen. Ein Taxifahrer berichtet, dass er gesehen hat, wie an einer Tankstelle Ströme von Blut aus den Containern flossen. Ein weiterer Zeuge erzählt, dass die Gefangenen vier bis fünf Tage vor dem viel zu kleinen Gefängnis in Schiberghan in den Containern eingepfercht bleiben mussten, ohne dass sich irgend jemand um ihre Not gekümmert hätte. In jedem Container starben so über 150 Menschen. Amerikanische Soldaten hätten schliesslich den Befehl gegeben, die Container mit ihrer grausigen Fracht aus der Stadt zu bringen, bevor sie von Satelliten gefilmt würden. Doran fand zwei beteiligte Lastwagenfahrer, die ihn unabhängig voneinander zu derselben erschütternden Stelle in der wenige Kilometer von Schiberghan entfernten Wüste Dasht-i-Leili führten. Der Film zeigt eine grössere, hügelige Wüstenfläche, übersät mit menschlichen Knochen, Kleidungsstücken und Patronenhülsen. Der Fahrer berichtet: «Ich bin dreimal hierher gefahren und habe jedes Mal etwa 150 Gefangene gebracht. Sie haben geschrien und geweint, als sie erschossen wurden. Ausser mir haben etwa zehn bis fünfzehn andere Fahrer die gleiche Fahrt gemacht.» Auch hier wird wieder berichtet, dass 30 bis 40 amerikanische Soldaten anwesend waren, die nichts gegen das Massaker unternommen haben.

Anwesende US-Soldaten hätten nichts gemerkt
Nachdem die amerikanische Regierung dieses schreckliche Massaker zunächst abstritt, glaubt sie sich nach einem Enthüllungsbericht im Nachrichtenmagazin Newsweek mit dem Zugeständnis davonschleichen zu können, am Gefängnis von Schiberghan seien zwar amerikanische Soldaten gewesen, aber die hätten nichts gemerkt. Sie forderten die afghanische Regierung ihres Statthalters Karzai, die noch nicht einmal allein in der Lage ist, Kabul ruhig zu halten, auf, eine Untersuchung der Ereignisse einzuleiten. Doran weist darauf hin, dass an dem Massaker Schergen von Warlord Dostum beteiligt waren. Dostum ist inzwischen stellvertretender Verteidigungsminister in der «Regierung» Karzai. Ein wichtiger Kollege und Zeuge Dorans berichtet, kurzzeitig im Besitz einer Videokassette von Dostums Leuten gewesen zu sein, auf der die Massakerbeteiligung amerikanischer Soldaten dokumentiert wird. Er wurde zusammengeschlagen, die Kassette wurde ihm wieder gestohlen. Doran vermutet, mit ihr hätte Dostum ein Pfand in der Hand, mit dem er die Amerikaner gut erpressen könne.

Zeugen wollen vor der Uno aussagen
Jamie Doran stellt fest, dass keiner seiner Zeugen für seine Aussagen Geld bekommen hätte. Aus Schutzgründen hatte er sie verfremdet aufgenommen, trotzdem sind inzwischen zwei Zeugen umgebracht und andere bedroht worden. Weiterhin sind sie bei entsprechendem Zeugenschutz bereit, vor einer internationalen Untersuchungskommission, der Uno oder in einem Gerichtsprozess ihre Aussagen zu diesem Kriegsverbrechen zu beeiden. Nicht nur Doran, sondern auch Vertreter der Organisation Ärzte für Menschenrechte, deren Forensikexperte William Haglund erst vor wenigen Tagen aus der blutgetränkten Wüste Dasht-i-Leili zurückgekommen ist, fordern, die Sicherung dieses Massengrabes, damit keine Spuren beseitigt werden. Wegen der jetzigen extremen klimatischen Bedingungen bleibt die Stätte bis zum Frühjahr ungeschützt. Der Menschenrechtsanwalt Andrew McEntee weist im Film darauf hin, dass es sich bei diesem Massaker nicht nur um einen eklatanten Bruch der Genfer Konventionen handelt, sondern auch um eindeutige Verstösse gegen amerikanisches Recht.

NDR beugt sich dem Druck nicht
In einer Presseerklärung (http://www.ndr.de/ndr/derndr/presse/archiv/20021217_2.html) des für die Filmübertragung verantwortlichen Norddeutschen Rundfunks (NDR) erwidert der verantwortliche Leiter des Programmbereichs Thomas Schreiber auf den Versuch der amerikanischen Regierung, den Film absetzen zu lassen: «Alle Augenzeugen, die in der Dokumentation über die Vorgänge im Gefängnis von Sheberghan und am Ort des Massengrabes in Dasht-i-Leili zu sehen sind, berichten übereinstimmend, dass amerikanische Soldaten an diesen beiden Orten anwesend waren. Der Sprecher des US-Aussenministeriums Larry Schwartz hatte dpa zufolge erklärt, dass die Aussagen der ARD-Dokumentation Ðvollständig falsch und bereits widerlegtð seien. Dies steht in deutlichem Widerspruch zur Mitteilung des Pentagons, dass bislang keine Untersuchung der Vorgänge durch die US-Streitkräfte stattgefunden hat. Zur zweifelsfreien Aufklärung notwendig wäre also eine interne Untersuchung des amerikanischen Verteidigungsministeriums sowie die Exhumierung der Massengräber, die Obduktion der Leichen und die Identifikation der Toten durch das UNHCR.»

Europa-Parlament startet Untersuchung
Der Film wurde inzwischen auch vom italienischen RAI und dem britischen Channel 5 gezeigt. Filmauszüge wurden dem Deutschen Bundestag und dem Europäischen Parlament in Strassburg bereits im Juni vorgeführt, worauf in der zweiten Juli-Woche Europa-Parlamentsabgeordnete mehrerer Fraktionen zusammen mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort in Afghanistan eine Untersuchung starten wollten. Im Berliner Auswärtigen Amt entwickelte man die «Idee», eine «Art Wahrheitskommission in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen» vorzuschlagen und bat die US-Regierung - bisher ohne öffentliche Resonanz - um Aufklärung. Obwohl schon damals einzelne Medien das Thema aufgriffen und der Saal im Europa-Parlament brechend voll war, war bei der rot-grünen Regierungskoalition das Massaker bisher «kein Thema». Doran fordert weiterhin zu Recht eine internationale, unabhängige Untersuchung und führte laut der Nachrichtensendung «heute» im Bundestag am 18. Dezember im Berliner Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe aus, «dass viele Menschenrechtsverletzungen und Greueltaten in Afghanistan verübt worden seien. Das Massengrab in der Region Masar-i-Sharif sei lediglich ein Einzelfall, den er dokumentiert habe.»

Obelix Offline

Senior Mitglied


Beiträge: 184

09.01.2003 00:23
#2 RE:Das Massaker in Afghanistan haben die Amerikaner zugesehen? Antworten

Für mich ist das nichts neues. Die Sache mit den Containern habe ich schon vor mind. 1 Jahr im SPIEGEL gelesen.

Auch sonst ist es nichts neues, von der Vernichtung der Indianer, Sklavenhaltung, Terrorangriffe auf deutsche Städte, Atombomben auf Hiroshima & Nagasaki, Napalm- und "Agent Orange"-Einsatz in Vietnam, Unterstützung von Dutzenden blutrünstiger Diktatoren in der Welt, Pinochet, Somoza, Fujimori oder wie sie alle heißen - übrigens über lange Jahre auch Saddam Hussein - ist die Geschichte des Staats, der so gerne mit den Fingern auf andere zeigt, mit rücksichtslosen Menschenrechtsverletzungen gepflastert. Letzteres haben die USA übrigens mit Israel gemeinsam

Gruss
Obelix
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden (Rosa Luxemburg)

Al Andalus Offline

Senior


Beiträge: 126

09.01.2003 01:13
#3 RE:Das Massaker in Afghanistan haben die Amerikaner zugesehen? Antworten

@Obelix

In Antwort auf:
ist die Geschichte des Staats, der so gerne mit den Fingern auf andere zeigt, mit rücksichtslosen Menschenrechtsverletzungen gepflastert. Letzteres haben die USA übrigens mit Israel gemeinsam

Das sollte sich Fischer und Schroeder mal auch verinnerlichen.
Grüsse
Al Andalus

satan Offline

Senior Mitglied


Beiträge: 511

09.01.2003 02:52
#4 RE:Das Massaker in Afghanistan haben die Amerikaner zugesehen? Antworten

In Antwort auf:
Vernichtung der Indianer, Sklavenhaltung, Terrorangriffe auf deutsche Städte, Atombomben auf Hiroshima & Nagasaki, Napalm- und "Agent Orange"-Einsatz in Vietnam, Unterstützung von Dutzenden blutrünstiger Diktatoren in der Welt, Pinochet, Somoza, Fujimori oder wie sie alle heißen

Um die Liste zu erweitern, wäre der bis heute anhaltene Rassismus gegen die schwarze Bevölkerung vielleicht noch zu erwähnen.

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