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thor Offline

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Beiträge: 714

08.12.2002 15:09
Überlegungen zum Umgang mit Israel und Israels mit der Welt Antworten

Nein, ich möchte hier nicht über die deutsche "Nation" reden. Viel zu beschädigt ist dieser Begriff, viel zu sehr wird er assoziiert mit der Vergangenheit. Diese Gedankenreflexe lassen sich offensichtlich nicht vermeiden, ja es scheint, sie werden sogar als willkommener Ansatzpunkt für Pflege von Ressentiments benützt. Allein daher habe ich für meinen Teil den Geschmack an "Nation" verloren, vielleicht noch nie gehabt. Nicht die Sehnsucht nach Benutztung dieses Wortes oder Begriffs verleitet mich zu diesen Zeilen, ich konnte bisher auch ohne diesen ganz gut leben und habe ihn nicht sonderlich vermißt. Trotzdem können Leute solche Bezugspunkte mögen, vielleicht Identifikation suchen oder andere, nicht vorwerfbare Gründe haben, was von streng bis locker oder auch nur informativ und als nicht folgenschwer verstanden werden kann.

Diese Berührungsängste mit dem Wort "Nation", das in anderen Ländern, wie z.B. Frankreich oder den USA völlig natürlich und unverfänglich ist, fasst man dieses Wort in Deutschland in der dritten Generationen nach dem "Tausendjährigen Reich" immer noch mit spitzen Fingern an, als hätte man nach so langer Zeit Grund zur Scham, aufgrund seiner Geburt zu einer (nicht selbst gewählten) Nation zu gehören. Auch wenn man es für sich selbst nicht benötigt - warum jedoch diese verkrampfte Anti-Haltung bei nahezu jeder öffentlichen Kleinigkeit, die das Thema erst zum Thema macht?

Das liegt nicht nur an den Deutschen allein. Wie sehr Deutschland im Glauben steht, sich in seinem eigenen Verständnis über Israel definieren zu müssen, zeigte zum Beispiel die SPD-Veranstaltung vom 8. Mai 2002 ("Nation, Patriotismus und demokratische Kultur") mehr als deutlich auf. Findet ein offizielles Nachdenken über Deutschland statt, so scheint es Israel um Erlaubnis fragen zu müssen, ob es dies darf, wobei mehr als nur der Eindruck entsteht, daß es dies nur dann darf, wenn der korrigierend ziehväterlich-moralische Zeigefinger offizieller jüdischer Vertreter seine Wirkung entfalten kann - ansonsten hält sich jener Vertreterkreis von einer solchen Veranstaltung "empört" und protestierend zurück. Obzwar ebenfalls deutsche Staatsbürger, was oft betont wird, scheint ein anderes Zugehörigkeitsgefühl den Vorzug zu genießen.

Hat Deutschland nun die Aufarbeitung seiner Geschichte (weitestgehend) hinter sich und ist damit "versöhnungswürdig" oder gilt nach wie vor Michel Friedmans unwiderrufene Aussage, daß "Versöhnung ein absolut sinnloser Begriff ist" und den Deutschen "in Wirklichkeit gar nicht anderes zukommt, als die schwere historische Verantwortung auf sich zu nehmen, generationenlang, für immer"? (Michel Friedman, 16.11.1985, Rheinischer Merkur) Auch wenn diese Aussagen fast 20 Jahre alt sein mögen, so kennzeichnet sie Ewigkeitsanspruch und auch Aktuelles läßt in der Quintessenz keine andere Auffassung gedeihen.

Sollten die bisherige Verhaltensweise Deutschlands, seine oft wiederholten Beteuerungen, Gedenkveranstaltungen, öffentlichen Kniefälle, Lehrpläne in Schulen, Denkmäler, Waffenlieferungen an Israel und offizielle politische Würdigung seines Existenzrechts, die Freundschaft, die wöchentlich ein- bis mehrmaligen "Erhobener-Zeigefinger-und-Mitleidsendungen" im Fernsehen usw. usw. nicht ausgereicht haben, so stellt sich die Frage, ob dieser nachträglich offensichtlich als nutzlos anzusehende Weg der Richtige war. - Wohlgemerkt, dies muß nicht als "herbeigesehnte Einsicht" (m)eines individuellen Standpunkts mißverstanden verstanden werden, sondern ergibt sich im logischen Rückschluß aus dem, mit welchen Argusaugen offizielle (jüdische) Verteter bzw. ihre durchaus auch nicht-jüdischen hilfswilligen Streiter auf Deutschland schauen.

Sicher, dieser Denkansatz setzt etwas voraus: ein Denken mit dem "Herzen". In der Tat, denkt man solchermaßen menschlich, wird die Überlegung an einem Punkt stocken, weil die (chronische) Reaktion auf das deutsche Verhalten mit dem Verhalten selbst nicht zunehmend passend wird, sondern sich standhaft und eisern festbetoniert darstellt. Auf diese Weise werden Gesten des Bereuens gewissermaßen verschmäht und zu schierer Bedeutungslosigkeit herabgewürdigt - man fragt sich, ob diese "Lehrstunden" leeres Stroh waren - ja sogar auch aus Sicht der Kläger selbst. (Vgl. Ignatz Bubis)

Sieht man es nicht mit dem "Herzen" sondern politisch-technisch, so werden zuvor erwähnten Ungereimtheiten erklärlich. Israel, das sich der vielen Existenzrecht-Beschwörungen zum Trotz - oder gerade deshalb - nach wie vor in dieser Frage offensichtlich selbst nicht sicher ist, ist auf die massive Unterstützung von außen angewiesen. Dazu ist der Einfluß auf die USA und seine Verbündeten elementar wichtig. Wen man moralisch am Schlafittchen hat, den läßt man nicht gern los - technisch kalt und kalkuliert vorgenommen aber mit einem Gefühlswerk an Worten und Darstellung hervorgebracht, was in der Praxis bedeutet, daß über die Generationen hinweg Leute, die individuell de facto nichts erlitten haben, anderen Leuten ewig nachtragend sind, die individuell nichts angestellt haben.

Ich will jetzt gar nicht darauf eingehen, wie sehr das Klima der Gesprächskultur und damit einer Moral der Verinnerlichung und Herzensbildung unter öffentlich angesetzten, Israel verbundenen Verbal-Prüglern oder auch INSTRUMENTALISIERENDEN Berufs-"Gefühlsmenschen" leidet, ja regelrecht ins Absurde geführt wird - sondern vielmehr auf die Konstruktion und großflächig angelegte Vorgehensweise andere Länder auf diese Weise unter Strom zu halten und damit keineswegs zu einem intensiveren, differenziertem Nachdenken über gesunde, für alle gleichermaßen gültige Standards zu bewegen.

Wieviel missionarischer Eifer muß bei einem israeltreuen Paukenschläger oder aber einem professionellen "Gefühlsmensch" in eigener Sache vorhanden sein (der durchaus selbst kein Jude sein muß - auch ein "bibeltreuer" Christ mit falschem Religionsverständnis oder "gewogene" Medienarbeiter könnten es beispielsweise sein), wenn er sich seiner Unversöhnlichkeit bzw. Beflissenheit gewiß entschließt, womöglich zeitlebens propagandistisch zu agieren? Nur der missionarische Eifer, die Verpfändung des eigenen Lebens für die Sache macht es erklärlich. Wie sich dies als Eigenverständnis des Zentralrats der Juden und seiner Streiter niederschlägt, machte dieses Medienjahr deutlich. Man darf gar nicht an die wirklich Betroffenen denken: wer vom israelischen Standpunkt abhängig ist oder sich vereinnahmen läßt, braucht sich nichts Wichtigeres mehr vorzunehmen.

Die geringe Zahl von 100.000 organisierten Juden in Deutschland, was einem Bevölkerungsanteil von nur 0,1% entspricht, steht in keinem Verhältnis zur überdimensionierten thematischen Medienpräsenz. Wenn sich im kleinen Schwanz rassistisch motivierter Kreise in Deutschland etwas regt, ist es für den Zentralrat die Rechfertigung für die ebenso überdimensionierten und vehement verbreiteten Antisemitismusvorwürfe. Da die viel zu kleine Zahl der gewaltbereiten Rechtsradikalen natürlich nicht ausreichen kann, wird der Antisemitismusvorwurf ausgedehnt auf Fälle, die wahrlich keinen rassistisch motivierten Hintergrund haben (zuweilen sogar geradezu gegenteilig!), zum Zwecke dem israelischen Vorgehen jedwede Kritik vom Leibe zu halten, freilich bei gleichzeitig wiederholter "Bekenntnis", man dürfe Israel selbstverständlich kritisieren.

Welche eine gewollt paranoide Konstruktion als selbsterkorene Lebensaufgabe - für die der schlimmste Erfolg das Fehlen von Israelkritik wäre, was mit der Überflüssigkeit der Berufs-Streiter gleichzusetzen wäre. Die Ähnlichkeit mit einem Verkehrspolizisten drängt sich auf, der am Abend den Pappdeckel-Rest seines verbrauchten Strafzettelblocks nach Hause bringen muß, damit er sein Gehalt lohnt.

Zu guter Letzt möchte man für diese entgegengebrachten "Wohltaten" damit belohnt werden - was der eigentliche Zweck der Übung ist - alle Welt möge die Einsicht haben, "die Juden" (eine unglückliche aber gebräuchliche Wortwahl, da der Impuls von jüdischen Führern ausgeht) könnten es nirgends aushalten und brauchten deshalb einen exklusiven, d.h. in der Praxis ein anderes Volk ausschließenden und sich der Unterdrückung mit Vertreibungsfolge bedienenden Staat für sich allein, koste es wen und was es wolle. Wir wissen um die Ausstrahlungskraft von Konflikten, die als Keim anfangen und durch "chronisch" lange Dauer und Solidarisierungseffekte verschiedener Art weitere Kreise ziehen. Schlimm, wenn man ganze Gedankenkreise von vorne herein völlig ausschließen muß, die unter der Vorstellung eines anzustrebenden Friedens möglich sein sollten, wenn man den Begriff "Frieden" glaubhaft verwendet und vorhat, ihn mit Leben zu erfüllen.

Die ungeschminkte Realität ist jedoch: auf absehbare Zeit stellt sich der momentane Weg leider nicht als ein Weg zum Frieden heraus. Israels expansive Ziele sind noch nicht erreicht, es wird weiter gesiedelt - und bekanntlich kann durch Gewalt Gewonnenes nur mit Gewalt gehalten werden...

Wer über den Tellerrand hinaussieht, ahnt, was sich dort oder anderswo in der Welt durch Solidarität noch aufstauen kann.

Autor: k.A.


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Naél, bitte thor verwarnen oder löschen, er hat mich soeben aufs schlimmste beleidigt, denn ich bin zionist(Nisko).

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